Foto © Peter E. Funck

James Brown trug Lockenwickler

Schauspiel von Yasmina Reza

31.10.2024, 20:00 Uhr

James Brown trug Lockenwickler

(James Brown mettait des bigoudis)

Schauspiel von Yasmina Reza

Deutsch von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel

EURO-STUDIO Landgraf, Grenzlandtheater Aachen


Mit Mona Seefried u. a.


Inhalt

Der Teenager Jacob Hutner verehrt seit seinem sechsten Lebensjahr die kanadische Sängerin Céline Dion. Was seine Eltern Pascaline und Lionel in seinen Kindesjahren noch als harmlose Phase der Bewunderung akzeptiert haben, hat sich zu einer beängstigenden Form von Identitätsverzerrung entwickelt: Jacob ist der festen Überzeugung, die Sängerin selbst zu sein und plant seine – beziehungsweise ihre – Welttournee. Zwischen Hilflosigkeit und Sorge gefangen, beginnt für die Eltern ein Kampf mit den eigenen Werten. Seine Eltern sehen nur den Ausweg, Jacob in einer psychiatrischen Einrichtung zu „heilen“. Dort trifft Jacob auf den Franzosen Philippe, der sich trotz seiner hellen Hautfarbe für einen Schwarzen aus den USA hält. Eine besondere Freundschaft beginnt. Der Autorin gelingt das Aufzeigen, wie wichtig es ist „sich in seiner Haut wohl zu fühlen“.


Die Autorin Yasmina Reza zu ihrem neuen Stück:

Da sind sie wieder die Hutners.

In einem Kapitel in „Glücklich die Glücklichen“ erzählte Pascaline Hutner, wie sie und ihr Mann Lionel zusehen mussten, wie sich ihr Sohn Jacob nach und nach in Céline Dion verwandelte. Das war im Buch eine Geschichte unter anderen, die eines Kindes, das nicht mehr wiederzuerkennen ist, eine Geschichte unter anderen, die im Gegensatz zu den anderen ohne Auflösung bleibt.

Ich wusste, eines Tages würde ich diesen Personen wiederbegegnen. In „James Brown mettait des bigoudis“ befindet sich Jacob nun in einer Pflegeeinrichtung. In einer Einrichtung, man weiß nicht wo, in einem Park inmitten einer geordneten und friedvollen Natur. Dort hat er einen Freund gefunden, Philippe, ein Patient wie er.

So wie Jacob sich als Céline sieht, oder die Sängerin sein möchte, so ist Philippe ein Weißer, der sich für einen Schwarzen hält, oder ein Schwarzer sein möchte. Man kennt nicht den Grad ihrer Irrationalität. Man sagt, kein menschliches Wesen forme sich ohne Vorbild und Modell.

Die Psychiaterin, der die unglücklichen Hutners ihr Kind anvertraut haben, versucht nicht, die Patienten in ihre ursprüngliche Bestimmung zurückzuführen. Sie bemüht sich, sie in Einklang mit sich selbst zu bringen, sie zu befähigen, ihre Emanzipation zu akzeptieren.

Moderne Harmonie.

Mischung aus Großzügigkeit und Verwirrung.

Das ist musikalisch.

Das ist komisch. Und auch traurig.

Phantasie über die Identität oder die Verschiedenheit. – Wie man möchte.

Viele Dinge sind uns unbegreiflich.

Ich möchte hier keine Schlüssel dazu geben, die keine sind.


Yasmina Reza im Interview:

»Ich frage nicht, wer hier normal ist oder wer nicht, sondern ich frage, wo alle etwas unwirklich oder zwischen normal und normal zu sein scheinen – was bleibt da übrig? Was bleibt vom Menschen, all die Identitäten, der Identitätswahn abgezogen? Was bleibt? Es bleibt die Geschichte von Eltern und ihrem Kind.«

Interview mit Maximilian Sippenauer vom Bayrischen Rundfunk, BR24, 24.03.2023


Regie: Harald Demmer

Ausstattung: Manfred Schneider

Uraufführung: 24.02.2023 Residenztheater München

Premiere in Aachen: 15.09.2024, Grenzlandtheater Aachen

Aufführungsrechte: Agentur Rainer Witzenbacher, München


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Kategorie: Theaterveranstaltungen